arbeitskreis:
architektur - technik + schule
das salzburger modell
prozesshafter architekturvermittlung
newsletter


projekte

Wettbewerb Sommersemester 2005

Herz-Jesu-Missionare
Team: Öschlberger; Haas, Richter, Stadler

Raum Zeich(n)en

Klassen 6a, 6b Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare Salzburg
Regina Öschlberger (Architektin), Peter Haas, Wolfgang Richter, Thomas Stadler


1. Projektbeschreibung

Darstellung von Raum ist eine symbolische Form mit vielen Ausprägungen

Die mathematische Konstruktion des zentralperspektivischen Bilds in der Renaissance ermöglichte eine klar strukturierte Ordnung des Bildraums. Sie stellt ein logisches Prinzip dar, keine „richtige“ Wiedergabe von Wirklichkeit und legte damit den Grundstein für eine mathematische Betrachtung der wahrgenommenen Welt.

Neben dieser Form gab es in unterschiedlichen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten eine Reihe anderer Möglichkeiten, Raum darzustellen. Die Entwicklung des Bildraums in den Phasen der Kinderzeichnung zeigt weitere Ordnungsprinzipien

Ziel dieses Projektes war es, die (Zentral-) Perspektive als Hilfsmittel / Werkzeug zu verwenden, um Raumeindrücken eine Form geben zu können. Experimentelle und spielerische Zugänge waren uns wichtig. Ziel war es, die SchülerInnen zu sensibilisieren, auch andere Zeichen für Raum zu erfinden und zu erproben.

Ziele:

  • Anregungen zu bewusstem Schauen geben
  • Aufmerksam machen auf das (räumliche) Umfeld, in dem wir uns befinden.
  • Maßstäbe und Proportionen sichtbar und bewusst machen (z.B.: Was ist wie groß im Vordergrund, wie klein im Hintergrund, was begleitet das Sichtfeld).
  • Erklären des optischen Tiefensehvermögens unseres Auges von einem Punkt aus.
  • Festhalten des momentanen Standpunkts und Blicks.
  • Aufzeigen der Möglichkeit, wie mit der Konstruktion der Perspektive die dritte Dimension des Raums festgehalten werden kann (Fluchtpunkte, Augenhöhe, Messen).
  • Bewusstsein schaffen / anbahnen, dass das Mittel der Perspektive dazu genutzt wird, um Eindrücke von Räumen anschaulich zu machen.
  • Raumdarstellungen in der Kunst an Beispielen erläutern.
  • Durch Zeichnen Bewusstsein schaffen, wo ich als BetrachterIn im Raum stehe.
  • Raumvisionen aus der eigenen Vorstellung entwickeln und zeichnerisch umsetzen.
  • Entwickeln eines Raumszenarios als Storyboard (Umsetzung in eine animierte Bildfolge).

 Verlauf:

In zwei 6.Klassen (mit jeweils einer Einzelstunde) wurden in je 11 Unterrichtseinheiten unterschiedliche Zugänge zur Darstellung von Raum erkundet.

• Aus den Erfahrungen, die dabei gesammelt werden konnten, hat das Projektteam in einem langwierigen Diskussionsprozess sieben Schritte entwickelt und als Module ausgearbeitet. Diese Vorschläge können je nach Bedarf als „Grundkurs“ eingesetzt, in Teilen verwendet oder durch vertiefende Übungen ausgeweitet werden.

• Verlieren wir bei der Erkundung von Perspektivezeichnen das Naheliegende aus den Augen und befinden uns plötzlich auf einem Exerzierplatz? Routenplanung für tatsächliche Expeditionen? An den flachen Kulissen unserer Panoramen schlagen wir uns die Nasen nicht blutig und in den gekrümmten Tiefenräumen verirren wir uns auch nicht auf der Flucht vor den Fluchtpunkten.
„Fluchtbegleiterin“ Regina Öschlberger hat uns elegant gezeigt wo die Fluchtwege sind -(wie eine Flugbegleiterin stand sie vor den Passagieren der 6.Klassen - zeigte ihnen Horizonte, Tiefenlinien, Fluchtpunkte, Toiletten und Gepäckfächer über ihren Köpfen...) - aber wir haben nicht einmal bemerkt dass wir mit unseren Wanderschuhen in einem Jumbo sitzen und gleich abheben.
(Peter Haas)

• Die mit der Renaissance beginnende Aufklärung prägt bis heute das Klischee von der „guten“ Kunst in breiten Bevölkerungskreisen – restaurativ pervertiert -  gerade in den Köpfen vieler Eltern unserer Schüler. (...)
„3-d“ ist Herausforderung für Schüler, ob vom Computerspiel in dunklen Gängen oder dem klasseninternen Wettbewerb um Autozeichnen geprägt.
Wahrnehmung ist ein Prozess der Selbstdisziplin und des Lernens.
Das Vorstellungsvermögen wird weiterentwickelt durch Kenntnisse und Erfahrungen. Das Auseinanderklaffen von Vorstellungsvermögen und Darstellungsfähigkeit, von Absicht und tatsächlichem Bild ist anhand der perspektivischen Form sehr gut vermittel- aber auch überwindbar. (...)
Möglicherweise wird’s dort erst spannend, wo nicht mehr nur Architektur gezeichnet wird, sondern Figur und Landschaft, Gegenstände, denen man ihre Konstruktion nicht so ansieht- Schatten von Dingen.
Das Faszinierende am Raum ist, dass wir ihn so schwer wahrnehmen können.
Vortäuschung hilft da gar nichts.
Die Dimension spielt eine große Rolle – ob Kinoleinwand oder Kuppelraum.
(Thomas Stadler)

• Zeichnen ist mir in diesem Zusammenhang bewusster geworden als ein Forschen nach der Fiktion vom „rechten Maß“. Im Messen kann ich erfahren, was „maßvoll sein“ bedeutet. Wer in diesem Sinn  zeichnen kann, der hat gelernt, sich in einer komplexen Situation einen Überblick zu verschaffen. Umso interessanter, wenn dieser von individuellen Prioritäten bestimmt ist. Er übt sich im Wahrnehmen von Zusammenhängen und stellt Beziehungen zwischen Objekten her. Mit dieser subjektiven Einschätzung unternimmt er den Versuch, für ihn Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.
In diesem Sinn kann Zeichnen einen eminent lebenspraktischen Wert bekommen, kann zu einem Instrument der Allgemeinbildung werden.
Aus diesem Repertoire und im Austausch mit einer Expertin war die Beschäftigung mit dem Raum (und den Vorstellungen davon) Anreiz und Herausforderung, die Vielfalt zu erkunden.
(Wolfgang Richter)

• Zuvor wusste ich noch nicht so recht, wie ich räumlich zeichnen kann.
Ich weiß jetzt, dass es einen Fluchtpunkt gibt.
Erkennen der Tricks und Erkennen, dass man alles aus zwei Richtungen sehen kann.
Dreidimensionalen Raum auf ein zweidimensionales Blatt zu bringen
Was ist jetzt eigentlich das Wesentliche in der perspektivischen Raumdarstellung?
Die Festlegung der Sehperspektive (Augenhöhe), somit des Fluchtpunktes; räumliche Maße, Größenverhältnis, der Horizont, an dem sich auch die Fluchtpunkte und die Tiefen orientieren.
Wo ist die Aughöhe und was sieht man?
(Schülerfeedback)


2.Transfer

In der Oberstufe kann auf den Kenntnissen der Unterstufe (Parallel-/ Zentralperspektive)aufgebaut werden. Die Einzelstunde in der 6. Klasse macht ein konzentriertes Arbeiten erforderlich. Die Zeit ist knapp, was für die Aufgabe, Wesentliches festzuhalten, kein Nachteil ist.

Die Module sind ab der 5. Klasse einsetzbar. Im Anschluss an Grundlagen des räumlichen Zeichnens manche auch schon in der 4. Klasse.


3.Ideen für die Unterrichtsplanung

Die folgenden Module können bei AT&S als Materialheft (24 Seiten) bestellt werden.

Übersicht:

1.

  • Zeichnen heißt Vereinfachen
  • Ich bin Teil des Raums
  • Menschen im Raum
  • Innenraum
  • Außenraum
  • Mittelachsen, Augpunkt, Fluchtpunkte

2.

  • Raum taucht auf –ich bewege mich im Raum
  • Abfolge von Raumasichten /-ausschnitten
  • Anwenden von Raumdarstellungen
  • Storyboard

3.

  • Raum klären
  • Motivsucher
  • Raster
  • Proportionen
  • Messen (Winkel, Längen)

4.

  • Mit dem Raum spielen
  • Beziehungen im Raum
  • Parallelperspektive
  • Fluchtpunkt(e)
  • Standpunkt
  • Aughöhe
  • Maßstab Relationen 

5.

  • Kurvenraum
  • runde Formen
  • Licht Schatten

6.

  • Räume erfinden
  • Phantasieräume

 

7.

  • Raumphantasien
  • Bildbeispiele

 

8.

  • weitere Anregungen