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Wettbewerb Sommersemester 2009 - fertiges Unterrichtsmodul

WO IS(S)T SALZBURG?
at-s Schwerpunktprojekt Raumplanung

Musisches Gymnasium Salzburg, 7. Klasse
Februar bis Juni 2009
Lehrerin: Edith Brandstätter
Architekt: Clemens Plank, Barbara Trausinger


Thema:
Die Idee zu diesem Projekt wurde angeregt vom schulinternen Jahresthema „Nahrung“.

Für den Stadtteil Lehen entschieden wir uns, weil:

  • Lehen in der Nähe der Schule ist (auf der anderen Seite der Salzach), aber doch nicht unmittelbare Schulumgebung.
  • Lehen eine vielfältige Bevölkerungsstruktur aufweist
  • die „Neue Mitte Lehen“ als Ort für die abschließende Jahresausstellung der Kunsterzieher geplant ist.

Unser Gefühl der „Fremdheit“, des „Neuen“, erschien uns ideal, diesen Stadtteil „neu“ zu erleben und existierende Vorurteile möglicherweise zu überwinden.

Das Wissen über Kulturen und (kunst-)historische Zusammenhänge hat seine Berechtigung, doch das Fühlen, das (Er)Leben von Raum, macht das BE-GREIFEN von Architektur erst möglich.

So wie Essen sich über den, der isst, erklärt, so erklärt Architektur sich über den Benutzer. Was passiert in uns und mit uns, wenn wir Architektur/Essen konsumieren?

Essen und Architektur steuern Körper und Geist, berühren aber auch unsere Emotionen. Dabei spielen Raum und Ort eine nicht unwesentliche Rolle.

Das ESSEN scheint dabei ein Bereich zu sein, bei dem man als Gast, in eine andere Kultur eintauchen kann.

Ziele:

  • Verschränkung architektonischer und künstlerischer Aspekte in Theorie und Praxis.
  • Ansprechen gesellschaftspolitischer und sozialkritischer Themen.
  • Sensibilisierung subjektiver Erfahrungen.
  • mit allen Sinnen sich selbst, seine eigenen Bedürfnisse und die Umwelt wahrnehmen
  • Das Lebensumfeld der Jugendlichen untersuchen, Zusammenhänge bewusst machen, und gestalterisch darauf zu reagieren
  • Essen und Architektur in eine Beziehung bringen
  • Durch Überschreiten von Grenzen des Bekannten Differenzierung Sammeln von „exotischen“ Erfahrungen

Aufgaben/Verlauf

1. Einführung: Was ist Architektur? Was ist Raum? Wie entsteht Raum? Wie bin ich im Raum?
Theoretisches (Clemens Plank):

  • Entwicklung der Stadt Salzburg, Struktur des Stadtteiles Lehen

2. Begehung Lehen– Erleben des Ortes über alle Sinne.

Aufgabe: In Kleingruppen wahlweise 5 verschiedene Routen abgehen. Es geht um das subjektive sinnliche Erleben von Raum, vorzugsweise durch Riechen, Schmecken, Tasten (blind, mit Ohrstöpseln....). Die Führenden beobachten dabei die Reaktionen der Geführten. Das Erlebte wird in einem Farb-/Zeichenprotokoll festgehalten.

3. Gefühlte Orte/ Essplätze in der Schule 
Bewusstmachen individueller Bedürfnisse, diesmal in vertrauter Umgebung.

Aufgabe: suche, skizziere, analysiere/begründe, charakterisiere Orte, Plätze, Nischen... im Schulhaus, die dir als „ESSPLATZ“ geeignet scheinen!

4. Suche eines Ortes in Lehen.
Um die subjektiv erlebte Fremdheit des Stadtteiles Lehen zusätzlich zu verfremden -in der Hoffnung ihn dadurch vertrauter zu machen- wurden den SchülerInnen verschiedene Typen (Soziogramme) als Rollenspiel zu Auswahl angeboten.

Aufgabe: Versuche aus der Sicht der von dir gewählten Person den Stadtteil zu erleben. Welcher Ort erscheint dir „besonders“? Würdest du gerne etwas ändern? Was vermisst du? In wieweit würdest du gerne intervenieren? Dokumentiere deine Beobachtungen und Erlebnisse dieser Suche mit Fotos und Skizzen!

Beispiel 1: Kurdin mit 4 Kinder: Nach einer Zeit hat die Person eine Gleichgültigkeit an den Tag gelegt. Immer der gleiche Trott. Abhilfe mit Grillen im Familien Clan- Ausbruch aus der Tristes.  Ausflug in Lehen auf der Suche nach Orten zum Grillen.  Grillplätze können überall sein oft bieten Baulücken, Baumkronen viele Möglichkeiten.  Gibt es Plätze an denen es ganzjährig geschehen kann?  „Grillerei“ = Anlass zum Nachbarschaftstreff

Beispiel 2: Indischer Zeitungsverkäufer: fremde Welt in Lehen, fremde Kulturen. Welche Atmosphären kann man in unterschiedlichen Umgebungen schaffen? Arbeiten mit Inszenierungen oder Projektionen (Bsp. Venice Hotel in Las Vegas). Verschiedene Bereiche finden, die für die unterschiedlichen Nationalitäten als heimlich/vertraut empfunden werden (Musik, Essen, Stimmungen, Gerüche Gewürze …)

  • Wie bringe ich oder schaffe ich Stimmungsbilder in Lehen?
  • Welche Erinnerungen haben Menschen in Lehen an ihr „Heimatland“ und was macht dieses Land für sie aus: Klang, Farbe, Geruch
  • Spiel mit den Sinnen

5. Keramik-Projekt„Lehener Tafelrunde“  (Keramik- Projekt mit Gerold Tusch)

In Anlehnung an die Charaktere des Rollenspiels(fiktive Lehen-Bewohner) gestalten die SchülerInnen ein gemeinsames Tischstück aus Ton (nach barockem Vorbild), das für den speziellen Ausstellungsort „Neue Mitte Lehen“  von den SchülerInnen konzipiert wird.

Praktische Umsetzung der Ideen.
Arbeiten am Modell. Verwerfen / und Konkretisieren der Einzelentwürfe.

Resümee
Die sinnliche Verknüpfung hat sich als gute und produktive Entscheidung für dieses Projekt erwiesen. Die sinnlichen Sequenzen – Augen-Ohren-Tast-Spaziergang, 1€-Menü... – waren essenzielle Erfahrungen, um sich dem Thema zu nähern, um Raum erfahrbar, wahrnehmbar zu machen.

Negativ war, das Projekt über einen so langen Zeitraum (ein ganzes Semester!) durchzuführen. Das war ursprünglich nicht so geplant, ergab sich aber durch die zeitliche Beschränkung der Verfügbarkeit der teilnehmenden Architekten (Wien und Innsbruck). Die zeitliche Abfolge sollte komprimiert und geblockt sein (sonst Ermüdung der Schüler, Motivationsschwierigkeiten)

Architekten vor Ort – auch für kurze Feedbacks zwischendurch – wären sinnvoll

Edith Brandstätter


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