Wettbewerb Wintersemestersemester 2005/06 - fertiges Unterrichtsmodul
Hausbau
Robert Soyka (Architekt), Thomas Stadler (Lehrer)
Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare, Salzburg, Klasse 7b
1. Projektbeschreibung
- Ansetzen bei der Alltagsrealität der Schüler, bei der Wahrnehmung der eigenen Wohnsituation und jener der Nachbarschaft.
- Erkennen und Formulieren von psychischen Grundbedürfnissen im Kontext Wohnen Reflexion im gemeinsamen Gespräch.
- Wohnen und Hausplanung als Aufgabe begreifen, die Raum, innere Struktur und Funktion genauso wie kommunikative und psychologische Faktoren betrifft.
- Erstellen eines individuellen Raumprogramms basierend auf persönlicher Reflexion,
- Schüler als Bauherr macht sich ein Bild (Modell) vom eigenen Haus.
- Umsetzung in Skizzen und Bau eines Modells
Verlauf
1.Projektvorstellung (1 Doppelst.)
- Der Architekt stellt sich vor und führt ins Thema ein.
- Hausaufgabe Erstellen einer Foto Recherche: Meine Wohnumwelt. Von innen und von außen: zwei Zugänge.
2. Präsentationen Foto-Recherche (3 Doppelstunden)
- Reden über die eigene Wohnumwelt anhand der von den Schülern gewählten Dramaturgie der Bildfolge; anhand der von den Schülern ausgewählten Blicke zu den Nachbarn oder ins Wohnviertel.
- Reden über das Innen im Haus, wie sich das Wohnen anfühlt und wo es sich abspielt.
- Im Plenum werden sachliche Rundgänge durchs Wohnviertel vorgestellt, 16 Positionen des Bauens aus allen Salzburger Stadtvierteln und aus Mondsee bzw. Irrsee: Altbau, Neubau und Umbau im urbanen Kontext, Fertigteilbau und Renovierung im Freiland.
2. Praktische Arbeit (4 Doppelstunden)
- Aufgabenstellung: Hausbau - ohne übertriebene Einschränkungen.
- Psychologische Grundbedürfnisse klären und Aufgabe formulieren:
- entweder Herkunftsfamilie/Wohnen oder Zukunftsfamilie/Wohnen. Individuelle Raumbedürfnisse klären. Individuelles Raumprogramm formulieren
- Architekt Soyka redet über Idee, Anliegen und Zusammenhänge der Konzeptentwicklung. versucht, innere Konsequenz in die selbst gewählte Aufgabe zu bringen („Für jedes Bauanliegen eine Metapher finden“).
- Einzelgespräche zur Klärung der Aufgaben. Vor den formalästhetischen Klärungen setzt unmittelbarer die archetypische Dimension des „Hausbauens“ ein.
- „Behausung“ ist keine primäre Frage der Proportionen und Materialien, sondern ein zutiefst menschliches Grundanliegen.
- Das Plenum (Dauer 1 Doppelstunde) mit den Zwischenbesprechungen zeigt dann den Charakter echter Akademiesituation:
- Skizzen, Pläne entwickeln.
- Gewählte Aufgaben:
- Partyhaus, Stockwerk im Studentenheim, Einfamilienhaus, Haus über der Schlucht, Haus in Hanglage, Wohngarage, Kellerumbau, Gasthaus in altem Turm.
- Bereitstellen von Modellbau-Materialien:
- Karton, Grundplatte,
- Maßstab klären
- Dokumentation des Arbeitsprozesses
Resümee
- Die Vorstellung vom „Eigenheim“ ist vielfach mit Klischees angereichert. Anbau, Wintergarten, Mansarde, Erker, Panoramafenster, Garagen- und Kellerausbau führen zu einer irrationalen Form des Gesamtgebäudes, deren Ursache in einem eigenartigen Wechselverhältnis zum Erscheinungsbild steht. Vielfach gibt es eine Art ungewollter Ehrlichkeit, die das Erscheinungsbild - das Innen - geradezu nach außen kehrt so als würde es niemand stören, wenn Architekturelemente beliebig ineinander geschachtelt werden.
- Die authentischen Berichte der Schüler und ihr persönliches sich Outen führte zu intensiven Gesprächssituationen im Plenum wie das Reden über das Innen im Haus, wie sich Wohnen anfühlt und abspielt („Was tust du, wenn du wohnst?). Das geschah mit der Sensibilität und Aufmerksamkeit derer, die sich anschließend ebenfalls mitteilen und führte zu einer
- Sensibilierung im Gespräch. Gerade die Vielfalt der Bilder erhöhte im Benennen und eine angemessene Sprache finden das Niveau der Reflexion darüber und führte dazu, dass zunehmend zuerst hingeschaut und nachgefragt wurde, bevor wieder klischeehafte Zuordnungen die Offenheit eng führte.
- Das Risiko, beim persönlichen Erleben und der konkreten Wohnumwelt anzusetzen, machte sich bezahlt. Wir sind beinahe wirklich dort gewesen wir haben uns beinahe gegenseitig besucht und bewirtet.
Architekt Soyka brachte ins Projekt ein:
- Freier Wettbewerb in der Architektur bedeutet: Offenheit und Kreativität.
- Das Schulsystem ist in der permanenten Gefahr, kreative Impulse zur Methodik klein zu wechseln. Soyka vertrat die Kunst in der Kunsterziehung gerade als ein scheinbar zahlreichen Bedingungen unterliegender Pragmatiker. Didaktik (auch die der Raumerfahrung) kann bei entsprechender Offenheit und Tiefe der menschlichen Begegnung dem atmosphärischen,
- ganzheitlichen Erleben nachgeordnet werden.
- Soyka zeigte: Es kann nichts schief gehen, wenn ein Prozess diese Tiefendimension des Themas mit einschließt.
- Fragen des Raumbedürfnisses, der Herkunfts- oder Zukunftssituation mündeten nicht selten in Gespräche über Wohnen und Leben(sbedingungen) in Salzburg und Umgebung.
- Präsentation und Reflexion entwickeln im Erkennen von Tiefendimension wie bei der Recherche ein hohes Niveau.
- Haus-Bau was steckt für eine psychologische Basis dahinter: das Haus als Metapher für Lebensformen.
2. Transfer
- Voraussetzung für eine ganzheitliche Erfahrung bei diesem Projekt sind: Reflexionsniveau und die Bereitschaft, Individuelles/Intimes offenzulegen und Bauen als komplexes soziales Handeln zu begreifen, um elementare Fragen wie die Allgemeingültigkeit von „Wohnbedürfnis“ und welche Aspekte das Recht auf Wohnen umfasst, angehen zu können.
- Deshalb werden die 7. oder 8. Klasse empfohlen.
- Als Kurzfassung kann auch nur Modul 1 gewählt werden.
3. Module
Modul 1
Meine Wohnumwelt Recherche Fotodokumentation
Einstieg:
- „Meine Wohnumwelt“ ausgewählte Beispiele vom Lehrer, vom Architekten
- Anliegen anhand von Beispielen (von der unmittelbaren Umwelt der Schüler) erklären.
- Ins Gespräch kommen, eine gemeinsame Sprache finden.
Hausübung: Arbeitsauftrag Recherche:
- Versuche eine Fotorecherche deiner Wohnumwelt „zuhause“. (Häuser/ mein Haus /meine Wohnumwelt Wie/ wo wohne ich?) Von innen nach außen oder umgekehrt. Stelle uns diesen Weg vor und überlege, was du an Vertrautem zur Diskussion stellen möchtest.
Ablauf/Kriterien für die gemeinsame Besprechung im Plenum Resümee Reflexion:
- Reflexion über Wohnen und zugrundeliegende Rahmenbedingungen
- Präsentation und Besprechung im Plenum (Pro Schüler ca 15 20 Minuten)
- Vorstellen und Rückfragen trennen. Der Architekt stellt zunächst Fragen.
- Die Schüler versuchen sich in der zweiten Runde ins Gespräch einzuschalten.
- Lernen, differenzierte und einfühlsame Rückmeldung zu geben und Verständnis für Wohnsituationen zu formulieren.
- Psychologisches Grundbedürfnis klären. Hausbau ist in der alltäglichen Praxis nicht primär Frage formaler Aspekte, sondern zutiefst menschliches Grundbedürfnis.
Leitfragen:
- Wohnen/Bauen ist ein Zusammenwirken von Raum Struktur Funktion.
- Ideen, Anliegen, Hintergründe Zusammenhänge soziale Aspekte besprechen
- Jedes Haus als Metapher formulieren
- Zuhause was bedeutet das - welche Faktoren bestimmen es?
Hausaufgabe:
- Zusammenfassung und Dokumentation des Bildmaterials Ordnen Schlüsse ziehen in der Analyse. Jeder macht eine Zusammenfassung, trifft eine komprimierteAuswahl (mit Einarbeiten der Gesprächs Erfahrungen). eventuell.: Finde einen Text zur Bilderfolge (wie eine Fotostory).
Modul 2
praktische Arbeit (H)Ausbau
- psychologische Grundbedürfnisse klären: entweder Herkunftsfamilie/Wohnen oder Zukunftsfamilie/Wohnen wählen.
- Persönliche Raumbedürfnisse klären. Individuelles Raumprogramm formulieren,
- Rahmenbedingungen klären durch Skizzen und Pläne.
Hinweise zu Modellbau und Material:
- Drei ausgewählte Grundmaterialien:
- Wellpappe, Graupappe, Sandwichkarton.
- Hinweise zum Bau:
- Wie genau soll/ darf gebaut werden?
- Keine Detailausführungen aber klares Raum, auch Innenraumkonzept.
- Maßstab und Größe der Grundplatten festlegen.
Abschlussbesprechung der Modelle
Dokumentation:
- Fotos der Modelle, Pläne und Beschreibung selbstständig zusammenstellen.
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Hausübung
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